05.07.2018
Am 5. Mai 2018 übergab Dr. Barbara Simon, die Präsidentin der Deutschen Numismatischen Gesellschaft, den Eligius-Preis an Fritz Rudolf Künker. (Wir berichteten.) Am 28. Juni 2018 zog der Verband Schweizerischer Berufsnumismatiker nach. Er verlieh Fritz Rudolf Künker den Otto-Paul-Wenger Preis.
Der scheidende VSBN-Präsident Marcel Häberling überreicht den Otto-Paul-Wenger-Preis an Fritz Rudolf Künker. Links der scheidende Generalsekretär des VSBN, Lutz Neumann.
Fritz Rudolf Künker hat diese beiden Preise für sein Engagement in der numismatischen Welt redlich verdient. Er ist immer wieder dafür eingetreten, die verschiedenen Gruppen, die diese Welt ausmachen – Händler, Sammler, Wissenschaftler und Museen –, einander näherzubringen. Und nicht nur das. Durch seine hervorragenden Kenntnisse der französischen Sprache diente er Jahre lang als Mittler zwischen den deutschen und den französischen Münzhändlern, war ein Bindeglied zwischen Paris und der IAPN. Fritz Rudolf Künker ist eine der großen Integrationsfiguren der Numismatik, der mit seinem Engagement, seiner Begeisterung und seiner Redlichkeit jedem Politiker beweisen kann, warum das Sammeln und Handeln von Münzen und Medaillen ein integraler Bestandteil des europäischen Kulturlebens ist.
Schon
früh war Fritz Rudolf Künker von der Numismatik fasziniert. Angeregt
von einem sächsischen Fünfmarkstück aus dem Jahr 1903, das aus dem
Besitz seines verstorbenen Großvaters stammte, begann er als Gymnasiast
eine Sammlung von Münzen des Deutschen Kaiserreichs zusammenzutragen.
Peter
Berghaus, der damals an der Universität von Münster unterrichtete,
wurde auch für Fritz Rudolf Künker zum numismatischen Ziehvater. Peter
Berghaus inspirierte mit seinen Vorlesungen viele der heute bekanntesten
Numismatiker Deutschlands. Obwohl Fritz Rudolf Künker eigentlich
Geschichte und Romanistik studierte – seit 1967 in Berlin, ab 1969 in
Münster – besuchte er dessen Vorlesungen und arbeitete sich in die
wissenschaftliche Seite der Numismatik ein.
Parallel gründete Fritz
Rudolf Künker im Jahr 1971 seine Münzhandlung in der kleinen Gemeinde
Schapdetten bei Münster. Es handelte sich um einen Einmannbetrieb in
seiner Studentenbude; die eigene Sammlung war das Startkapital.
Damit
nutzte er die Chance, dass sich das Münzsammeln in den 70er Jahren zu
einem Massenphänomen entwickelte. Am 15. August 1971 hatte Richard Nixon
die Goldbindung des Dollars aufgehoben, was auch in Deutschland die
Angst vor der Inflation schürte und die Nachfrage nach Investmentgütern
steigerte. Jeden Monat interessierten sich mehr Menschen für Münzen und
Edelmetall. So stellte Fritz Rudolf Künker bereits 1972 seinen Bruder
Horst-Rüdiger Künker als ersten Mitarbeiter ein, um den Goldhandel zu
betreuen. Mit K1 und K2, wie sie firmenintern gerne genannt werden,
begann die Geschichte des Unternehmens, das sich bis heute zum größten
numismatischen Auktionshaus Europas entwickelt hat.
Das erste kleine
Ladengeschäft wurde 1973 in Osnabrück eröffnet. Auch wenn die
numismatische Szene München oder Zürich bevorzugte, blieb Fritz Rudolf
Künker Osnabrück in all den Jahren des Erfolges treu. 1985 erfolgte der
Umzug in eine Villa aus der Gründerzeit am Westerberg. Sie wurde im Mai
2014 zu Gunsten eines eigens für das Auktionshaus erbauten Gebäudes
aufgegeben.
Zu diesem Zeitpunkt hatte die Firma Künker mehr als 50
Angestellte, dazu Niederlassungen bzw. Vertreter in München, Berlin,
Hamburg, Znojmo und Zürich.
Fritz Rudolf Künker gehörte nie zu denen,
die nicht delegieren können: Anlässlich des Umzugs verkündete er, dass
er zum 1. Juli 2014 die alleinige Geschäftsleitung an seinen Sohn Ulrich
Künker und an Dr. Andreas Kaiser übergeben werde.
Fritz Rudolf Künker mit dem gerade überreichten Eligius-Preis 2018. Von l. nach r.: Fritz Rudolf Künker, Dr. Barbara Simon, Präsidentin der Deutschen Numismatischen Gesellschaft, Albert Raff, Vorsitzender der Jury, die für die Preisverleihung verantwortlich ist. Foto: DNG.
Für
Fritz Rudolf Künker stand immer die gute Zusammenarbeit aller an der
Numismatik Beteiligten im Mittelpunkt. Mit seinem versöhnlichen Wesen
und seiner Abneigung gegen Streit wurde er zu einer zentralen Gestalt
der numismatischen Welt. Durch seine persönlichen Kontakte bis hinauf in
die Politik gelang es Fritz Rudolf Künker immer wieder, im Stillen für
die Anliegen der Numismatik zu wirken. Einer seiner größten Erfolge
dürfte in diesem Zusammenhang die friedliche Beilegung des Streits um
die Sammlung Horn sein, die mit einem Gewinn für alle Beteiligten
endete: Die Otto-und-Emma-Horn-Stiftung erhielt mit dem Verkauf der
Sammlung endlich die dringend benötigten Mittel, das Dresdner
Münzkabinett erwarb dank großzügiger Spenden die Münzen aus der Sammlung
Horn, die in der eigenen Sammlung fehlten, und die Sammler konnten all
die anderen Münzen mit dieser wunderbaren Provenienz erwerben. Die
Sächsische Numismatische Gesellschaft ehrte Fritz Rudolf Künker im Juni
2015 unter anderem für diese Leistung. Zur Sprache kam damals auch sein
Engagement bei der Rückführung der Gothaer Münzsammlung.
Wenig
bekannt dürfte sein, dass Fritz Rudolf Künker einer der ersten
Münzhändler war, der Sammlungen und ihre Sammler als Einheit in seinen
Auktionskatalogen präsentierte. Namen wie Karl Witte (Auktion 3), Egon
Beckenbauer (Auktion 7), Dr. med. Georg Stalling (Auktion 15) oder
Gerhart Rother (Auktion 189) sind nur einige wenige Namen und stehen
stellvertretend für all die Sammler, die Fritz Rudolf Künker ihre
Sammlung zum Verkauf anvertrauten.
Die Ehrfurcht, die Fritz Rudolf
Künker vor der Lebensleistung des Sammlers hatte, ist sicher einer der
Grundsteine seines Erfolges. Er hat mit seinen Auktionskatalogen vielen
Sammlern ein Denkmal errichtet.
Quelle: Münzenwoche